Drei EM-Medaillen als beste Empfehlung

Max Niederlag vom Chemnitzer PSV hat sich mit seinen drei Podestplätzen bei der U-23-EM eindrucksvoll im Kampf um die drei deutschen Olympiastartplätze im Bahnsprint zurückgemeldet.

(FP vom 22.07.2015)

Von Martina Martin

 

CHEMNITZ — Max Niederlag ist endgültig wieder auf Kurs: Mit seinen drei Medaillen jetzt bei der U-23-EM in Athen – Gold im Keirin und im Teamsprint, Silber im Sprint – gehört er endgültig zu dem Kader, der sich Hoffnungen auf einen der drei möglichen Olympiastartplätze 2016 machen kann. Da mit Stefan Bötticher und Joachim Eilers zwei seiner Trainings- und Vereinsgefährten gleichfalls im Kandidatenkreis – dazu Maximilian Levy, Robert Förstemann und René Enders – sind, stellt der Chemnitzer PSV immerhin die Hälfte des Kontingentes, aus dem der verantwortliche Coach Detlef Uibel nach der WM Anfang März 2016 das Trio benennt.

„Ich musste im Sommer klar diesen Leistungsnachweis erbringen, sonst wäre ich raus gewesen. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass ich das geschafft habe“, meinte Max Niederlag gestern nach der Rückkehr aus der griechischen Hauptstadt. „Dass ich nach einer harten Saison nochmal solch eine Topform besaß, liegt an meinen Heimtrainern.

Mit ihren Erfahrungen und ihrem Feingefühl haben sie das erneut super hinbekommen“, bedankte er sich ausdrücklich bei Ralph Müller und Andreas Hirschligau.

 

Wertvollste Erfolge bisher Max Niederlag erkämpfte mit diesen Resultaten nicht nur seine bisher größten Erfolge. Er wies auch leistungsmäßig enorme Steigerungen nach. „Es war für mich ein weiterer Schritt nach vorn. Diese Zeiten bin ich vorher auf so einer Bahn noch nie gefahren“, nannte er vor allem die 9,88 Sekunden (Bahnrekord) als Sieger der 200-m-Sprintqualifikation und die 12,7 s auf Position zwei des Teamsprints. Dass er im Sprintfinale

dem Niederländer Jeffrey Hoogland, schon WM-Vierter bei den Männern, unterlag, ärgerte ihn nur im ersten Moment. „Wir sind fast die gleichen Zeiten gefahren, ich habe dann zwei kleine Fehler gemacht. Die werden auf diesem Niveau nicht verziehen“, resümierte Max Niederlag mit Abstand ohne Groll, zumal ihn zwei Tage später der überraschende Triumph im Keirin in Hochstimmung versetzte. Denn der Kampfsprint ist nicht gerade seine Schokoladendisziplin, lange konnte er sich mit damit kaum anfreunden. „Aber inzwischen bin ich dafür auch im Kopf bereit. Wer zu Olympia will, muss in jeder Einzeldisziplin schnell fahren können“, ist sich der gebürtige Heidenauer bewusst. Wie er dann seine EM-Läufe gestaltete, war aller Ehren wert.

Diese drei Podestplätze sowie auch der Grand-Prix-Sieg Ende Mai in Moskau gegen einen Teil der Weltelite besitzen zudem für Max Niederlag einen besonderen Wert insgesamt für seine Karriere, die im Vorjahr schon einmal am seidenen Faden hing. Nach der WM 2014, bei der er als einer der jüngsten Starter einen beachtlichen sechsten Rang im Sprint belegte, ließ er es, wie er zugibt, ein wenig schleifen. „Ich wollte es entspannter angehen, habe nicht mehr jeden Tag alles gegeben. Es gab viele andere Sachen, die mich interessierten. Es lief dann auch sportlich nicht mehr“, betrachtet der Sachse diese Zeit inzwischen sehr selbstkritisch. In jenen Monaten weilte er oft länger in Berlin, wo er dann meist allein trainierte. Bei den deutschen Meisterschaften Anfang September blieb er weit unter seinen Möglichkeiten. Der Tiefpunkt folgte, als ihn der Bundestrainer nach mehreren Ungereimtheiten im November aus dem Weltcupkader strich, er so keine Chance für einen WM-Start mehr besaß. Er war nahe dran, das Rennrad an den berühmten Nagel zu hängen.

Gemeinsamer Olympiatraum Glücklicherweise kam es nicht dazu. Über den Jahreswechsel folgten viele Gespräche mit den Trainern, den Vertretern der Bundespolizei, bei der er seit 2012 eine Ausbildung absolviert, und vor allem auch mit seiner Freundin. „Wir haben dann letztlich gemeinsam den Entschluss gefasst, beide nach Chemnitz zu ziehen und alles wieder hundertprozentig durchzuziehen. Es war der richtige Weg, es gibt für uns keine halben Sachen mehr“, stellt der Bahnsprinter fest. Seit fast zwei Jahren ist er mit Kanutin Debora Niche (u. a. Weltmeisterin 2011) liiert, die nun ihr Training in Leipzig oder athletische Einheiten in Chemnitz absolviert. Bisher haben beide die Entscheidung nicht bereut, hegen zudem den wunderschönen Traum, einmal gemeinsam Olympia zu erleben. Sollte es 2016 nicht klappen, dann wäre 2020 eine Option.

In dieser Woche rücken diese Ziele jedoch kurz in den Hintergrund. Max Niederlag darf sich ein paar Tage Urlaub gönnen. Dabei freut er sich vor allem auf das Wochenende, an dem er mit seinem Vater beim Angeln abschalten will. Nach hoffentlich guten Fangergebnissen beginnt er dann ab Montag wieder intensiv mit dem Training.

 

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