Der Präsident des CPSV über die Fast-Pleite des Vereins, sportliche Rückschläge im vergangenen Jahr und jüngste Erfolge
Volker Lange wird morgen 60 Jahre alt. Er führt den CPSV - zweitgrößter Sportverein der Stadt - seit sieben Jahren. Benjamin Lummer hat mit ihm gesprochen.
Freie Presse: Herr Lange, Sie werden morgen 60 Jahre alt, ein Alter, in dem man graue Haare haben darf. Wie viele graue Haare hat Ihnen die Tätigkeit als CPSV-Präsident eingebracht?
Volker Lange: (lacht) In den schwierigen Jahren 2009 bis 2013 waren das schon eine Menge.
Damals stand der Verein am finanziellen Abgrund, sah sich mit Forderungen in Höhe von 200.000 Euro konfrontiert, die aus Steuernachforderungen und der Pleite der eigenen Marketing-Gesellschaft resultierten.
Freie Presse: War das die schwerste Krise in der Vereinsgeschichte?
Volker Lange: Ich glaube schon. Sich mit Forderungen in dieser Größenordnung auseinanderzusetzen, war enorm schwierig. Das hat es, glaube ich, zu keiner anderen Zeit in der Vereins-Geschichte gegeben.
Freie Presse: Damals gab es auch die Überlegung, den CPSV abzuwickeln.
Volker Lange: Das war tatsächlich eine Überlegung, aber keine Alternative.
Freie Presse: Warum nicht?
Volker Lange: Im Gegensatz zu anderen Vereinen, bei denen das unproblematischer gewesen wäre, hat der CPSV Eigentum. Wir haben die Sporthalle an der Forststraße selbst gebaut und haben für das Grundstück einen Erbbaurechtsvertrag. Bei einer Insolvenz hätten wir das verloren. Ein neu zu gründender Nachfolgeverein hätte sich dann in die vormals eigene Halle einmieten müssen. Außerdem hatten wir schon sieben Jahre Kredit für die Halle abgezahlt. Auch das hat uns bewogen, zu kämpfen.
Freie Presse: War es die richtige Entscheidung?
Volker Lange: Ja, der Weg hat sich gelohnt. Wir haben die Steuerschulden und andere Forderungen beglichen beziehungsweise abgewehrt - auch wenn wir uns von Vereinseigentum, wie der Skihütte in Oberwiesenthal trennen mussten. Wir haben heute ein Kampfsportzentrum und eine Judo-Halle und sind weiter Eigentümer der Sporthalle an der Forststraße. Der CPSV ist finanziell in ruhigem Fahrwasser.
Freie Presse: Wie weit ist die Abzahlung der Sporthalle vorangeschritten?
Volker Lange: Wir zahlen seit 2002 ab. Die Rückzahlung des Kredits ist auf 20 Jahre angelegt. Wir haben jetzt etwa 65 Prozent geschafft.
Freie Presse: Haben Sie mit so großen Problemen gerechnet, als Sie 2008 Präsident wurden?
Volker Lange: Nein. Dass so etwas auf mich zukommt, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können.
Freie Presse: Hegen Sie Groll gegen Ihre Vorgänger?
Volker Lange: Gegen meine Vorgänger an der CPSV-Spitze nicht. Sie haben alles versucht, was möglich ist.
Freie Presse: Zum Sportlichen. Hinter dem CPSV liegt eine eher schwierige Saison.
Volker Lange: Ja. Für zwei Dinge empfinde ich großes Bedauern: dass wir nicht in der Lage waren, den Silvesterlauf zu organisieren und dass die Volleyballerinnen sportlich aus der 2. Liga abgestiegen sind.
Freie Presse: Die Frauen starten künftig nur in der vierten Liga. Muss man sich Sorgen machen um den Volleyball-Sport in Chemnitz?
Volker Lange: Nein. Als sie aus der 1. Liga abgestiegen sind, hat auch keiner gedacht, dass wir die 2. Liga halten. Das war ein Kraftakt, aber wir haben es sechs Jahre lang geschafft. Wir müssen mit dem Abstieg leben und ihn als Chance für einen Neuanfang sehen.
Freie Presse: Worauf bauen Sie dabei?
Volker Lange: Darauf, dass sich die vielen positiven Bekundungen von Eltern, Zuschauern und Volleyball-Interessierten der vergangenen Wochen verfestigen. Da ist es auch erst mal nicht wichtig, ob wir zeitnah wieder aufsteigen, sondern ob es genug Einsatzwille und Unterstützung gibt.
Freie Presse: Ihre zweite große Enttäuschung ist der Silvesterlauf, der zum vergangenen Jahreswechsel erstmals ausfiel. Wird es eine Neuauflage geben?
Volker Lange: Nein. Ich wollte ihn für kommendes Silvester wiederbeleben, das ist mir nicht gelungen und das ist auch eine persönliche Niederlage für mich.
Freie Presse: Was hat Sie positiv gestimmt im vergangenen Jahr?
Volker Lange: Sportlich war ein Highlight die Organisation der Erzgebirgsrundfahrt. Zudem richten wir die Deutschen Meisterschaften in der Rhythmischen Sportgymnastik aus. Wir haben mit Bahnradfahrer Joachim Eilers einen zweifachen Europameister im Verein halten können. Wir sind also sowohl im Breiten- als auch im Spitzensport gut aufgestellt. Dazu kommt, dass wir mit der Sporthalle an der Forststraße, der Judo-Halle an der Ernst-Wabra-Straße und dem Kampfsportzentrum an der Kappelbachgasse in drei verschiedenen Stadtteilen präsent sind und Sport anbieten.
Freie Presse: Treten Sie 2016 erneut zur Wahl des Vereinspräsidenten an?
Volker Lange: Als ich 2008 gewählt wurde, wollte ich nur vier Jahre Präsident bleiben. Dann kam der Zeitpunkt, wo man nicht aufhören konnte. Nächstes Jahr sind es acht Jahre als Präsident. Der Verein ist in ruhigem Fahrwasser und da muss es mir gestattet sein, über meine Zukunft nachzudenken.
Freie Presse: Was wünschen Sie sich für den CPSV?
Volker Lange: In erster Linie, dass dem Verein die engagierten Personen nicht ausgehen.
Seit 2008 Präsident - Verein besteht seit 95 Jahren
Volker Lange ist seit 2008 Präsident des CPSV. Er wurde am 7. Juni 1955 geboren, spielte als Jugendlicher Handball und betreibt heute Fitnesssport. Der studierte Diplom-Jurist arbeitet als Bereichsleiter beim Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB).
Der Chemnitzer Polizeisportverein (CPSV) wurde 1920 gegründet und ist mit heute rund 1500 Mitgliedern nach der Universitätssportgemeinschaft (USG) der zweitgrößte Sportverein der Stadt. In den derzeit 18 Sektionen werden Sportarten wie Fußball, Volleyball, Fechten und Judo angeboten.